Was für ein verrückter Jahresauftakt!
Es knirscht und kracht so ziemlich überall auf der Welt und es steht jetzt schon fest, dass das Jahr 2016 ein spannendes Börsenjahr wird.
Was haben wir in den ersten Handelstagen erlebt?
- Der chinesische Aktienmarkt schwächelt massiv und musste bereits mehrfach bei einem Tagesverlust von 7% angehalten werden.
- Die Standardaktienmärkte in den USA und auch in Europa wurden aus ihrer positiven Dauerschleife gerissen und gaben deutlich nach.
- Die Rohstoffe, allen voran der Ölpreis, wurden in den Keller geschickt. Das WTIC notierte gestern bei unter 30$ je Barrel und Analysten, wie der der ROYAL BANK of SCOTLAND (Kursziel 10$) überschlagen sich mit neuen Kurszielen auf der Unterseite.
- Gold startete mit all den Turbulenzen gut in das neue Jahr, gab aber zuletzt mit den schwachen Rohstoffmärkten wieder etwas nach.
Kommen die Notenbanken bald wieder ins Spiel?
Es droht Ungemach und dies ausgerechnet kurz nach der ersten Leitzinserhöhung der FED im Dezember. Die Frühindikatoren für die US-Wirtschaft sahen zuletzt schwach aus, die Automobilbranche schwächelt, einzig die Arbeitsmarktdaten waren über den Erwartungen. Doch der Arbeitsmarkt ist ein stark nachlaufender Konjunkturindikator, was wir beachten sollten.
Die große Gefahr ist, dass es weltweit zu einer wirtschaftlichen Abschwächung kommt oder vielleicht sogar zu einer stärkeren Rezession. Das ist auf den ersten Blick kein Beinbruch, auf den Zweiten jedoch wohl.
Denn die Zentralbanken, egal ob in den USA oder Europa sind auf diese Negativ-Option nicht vorbereitet! In Europa wird munter Geld gedruckt und die Zinsen sind auf historisch niedrigem Niveau.
In den USA hat die FED die Zinsen gerade einmal um 0,25% angehoben und der Spielraum für erneute Zinssenkungen, um einen Abschwung zu vermeiden, ist offensichtlich sehr überschaubar.
Die FED hat noch den Vorteil, dass sie derzeit kein QE (Aufkauf von Staatsanleihen) durchführt, da das Programm in 2015 ausgelaufen ist. Dies könnte sie jedoch umgehend wieder beginnen, wenn sie das will…..oder vielleicht bald muss!
Interviews die Sie kennen sollten
In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen zwei interessante Interviews bzw. Artikel verlinken. Zunächst einmal ein Interview mit dem EZB-Chefvolkswirt Peter Praet: Es gibt keinen Plan B.
In seinem Interview mit der belgischen Zeitung „Knack“ spricht er offen aus, was sich früher ein Banker der Deutschen Bundesbank nicht getraut hätte:
„Es gibt keinen Plan B. Es gibt nur einen Plan. Wir sind bereit, alles zu unternehmen, um die Inflationsrate auf knapp unter zwei Prozent zu bringen. Wenn man genug Geld druckt, wird man immer Inflation bekommen. Immer. Aber wenn die Preise von Öl und anderen Rohstoffen fallen, ist es schwieriger, die Inflationsrate anzutreiben“
Harter Tobak! Doch zwischen Flüchtlingskrise, ISIS-Angst oder sonstigen Horror-Meldungen werden solche dramatischen Aussagen gerne übersehen.
Stoeferle sieht das Vertrauen in die Zentralbanken schwinden
Gold-Experte und Anhänger der Österreichischen Schule Ronald Stoeferle und sein Geschäftspartner Mark. J. Valek sehen das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Zentralbanken schwinden. Auch die beiden Vermögensverwalter aus Lichtenstein sehen die FED unter Druck:
„Sollte sich diese Dynamik fortsetzen, wären die Zentralbanken – und hier besonders die FED – eher früher als später gezwungen, sich wieder um Reflationierung zu kümmern, da die Notenbanken eine zerstörerische Deflation angesichts des hohen Verschuldungsstandes nicht zulassen können. Denn eine solche Deflation würde das Schuldgeldsystem als solches gefährden.“
Den vollständigen Artikel finden Sie unter folgendem Link:
Incrementum: Proprietäres Inflationssignal dreht von neutral auf „fallende Inflation“
Fazit:
Es sieht derzeit recht düster aus. Die bisherigen Aktionen der Notenbanken haben die grundsätzlichen Probleme nicht gelöst, sondern nur nach hinten verschoben. Dies ging gut, solange die Wirtschaft einigermaßen lief und keine größeren Stolpersteine auf dem Weg lagen.
Doch mit der wirtschaftlichen Abkühlung in China, einem Ölpreis nahe der 30$ Marke, geopolitischen Unruhen wo man hinschaut und schwächelnden Frühindikatoren in der US-Wirtschaft wird es heikel.
Wie Sie an den Aussagen der EZB schon sehen, sind die Handlungsspielräume der Notenbanken begrenzt und Geld zu drucken bzw. per Knopfdruck in das Bankensystem einzuschießen, ist das einzige, was ihnen einfällt.
All die Milliarden von US-Dollar oder Euro, die in den letzten Jahren ohne wirtschaftliche Gegenleistung „erzeugt“ wurden, sind den Banken zugeflossen, die ihre Löcher damit stopften und sich gesundstoßen konnten.
In der Wirtschaft oder beim „kleinen Mann“ ist so gut wie nichts angekommen. Es gilt umzudenken, nicht nur von Zentralbankseite. Wenn die FED und die EZB so scharf auf eine steigende Inflation (bzw. steigende Preise) sind, dann sollten sie umdenken. Test-Ballons, wie zum Beispiel das bedingungslose Grundeinkommen, wurden bereits in den Medien besprochen. Doch so lange die Zentralbank das Geld nur in die Banken pumpt, wird das nichts werden.
Mit den besten Grüßen
Ihr
Hannes Huster