Seit mittlerweile gut 18 Monaten „droht“ die US-Notenbank FED mit der Rückkehr zu einer normalen Zinspolitik. Nach vielen leeren Worten soll es nun am kommenden Mittwoch endlich so weit sein und die erste Zinserhöhung anstehen.
Der Markt geht aktuell, mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 80% davon aus, dass die FED diesmal handelt. Erwartet wird ein moderater Zinsschritt von 0,25% bei den US-Leitzinsen.
Welche Auswirkungen wird diese Zinserhöhung haben?
Im Vorfeld wurde viel spekuliert und der US-Dollar wurde deutlich aufgewertet. Der US-Dollar Index stieg nochmals auf die wichtige Marke von 100 Punkten, scheiterte dann aber kläglich.
Betrachten wir uns den Chart des US-Dollar-Index (US-Dollar im Vergleich zu einem Währungskorb), so muss man kein großer Charttechniker sein, um ein schönes Doppel-Top zu erkennen:
Der Markt hat mit der Hoffnung auf die Zinserhöhung eine deutliche Aufwertung des Greenbacks vorweggenommen. Doch wie wird man reagieren, wenn sich Janet Yellen nur vorsichtig zu weiteren Schritten äußert? Ist ein erster Mini-Zinsschritt eine derartige Aufwertung tatsächlich wert? Wie wirkt sich dieser starke US-Dollar auf die US-Wirtschaft aus?
Eine Umfrage unter Fondsmanagern zeigte zuletzt, dass die Masse der Geldverwalter bullisch auf den US-Dollar positioniert sind. Eine alte Börsenregel besagt, die Masse liegt meist falsch.
Es könnte also passieren, dass mit der Zinserhöhung am Mittwoch und etwas zurückhaltenden Worten von Frau Yellen eine Verkaufswelle im US-Dollar ausgelöst wird. Wenn schon fast jeder auf einen steigenden Dollar wettet, wer soll dann noch kaufen?
Der Goldpreis sah nach dem BLACK FRIDAY (LINK zum Artikel) einen schwachen Start in die Folgewoche, zeigte dann aber eine Trendwende auf einer interessanten Marke.
Sie sehen, dass die Abwärtsbewegung des Goldpreises zunächst an der Marke um 1.045 USD beendet wurde. Das ist spannend. War es doch genau das Goldpreishoch in 2008, an dem eine saubere Bullen-Falle ausgebildet wurde. Die Euphorie Anfang 2008 war groß und mit dem Schritt über die „magische 1.000 USD“ waren höhere Preise nur eine Frage der Zeit. Doch wie wir wissen, kam es genau anders. Satte 20 Monate benötigte der Goldpreis, um diese Marke wieder zu sehen und vorher ging es tief in den Keller.
Anfang 2010 wurde die markante Ausbruchsmarke nochmals erfolgreich getestet und von dort an kletterte Gold ziemlich kontinuierlich auf über 1.900 USD.
Nun hat Gold diese wichtige alte Ausbruchsmarke erneut von oben getestet. Viele Charttechniker hatten den Bereich um 1.044 – 1.045 USD auf der Liste, viele Marktteilnehmer warten aber noch immer auf den Ausverkauf und auf Goldpreise von 1.000 USD oder darunter.
Niemand kann Ihnen mit Sicherheit sagen, wo und wann der Goldpreis drehen wird. Doch es liegt eine interessante Konstellation vor, nicht nur charttechnisch.
Auch ein Blick auf die Positionierungen an der COMEX gibt interessante Aufschlüsse. Die COMMERCIALS, hinter welchen sich hauptsächlich die großen Investmentbanken „verstecken“, haben ihre vorher hohe Short-Position bis zur vergangenen Woche massiv reduziert. Am 27.10.2015, bei einem Goldpreis von 1.165 USD, waren die COMMERCIALS noch mit über 165.000 Kontrakten per Saldo Short auf Gold.
Per 01.12.2015 hat sich diese Position auf nur noch 2.911 Kontrakte um satte 98% reduziert!
Es wurden also nahezu alle Short-Überhänge glattgestellt und das obwohl die „magische 1.000 USD“ doch so nahe ist…..
Lassen wir uns überraschen, was am Mittwoch passiert. Bis dahin kann es nochmals sehr volatil an den Märkten werden, auch beim Goldpreis. Vermutlich sind die letzten drei Handelstage angebrochen, um sich entsprechend zu positionieren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen 3. Advent und falls Sie schon in den verdienten Urlaub starten eine erholsame Zeit.
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Mit den besten Grüßen
Ihr
Hannes Huster