Liebe Leserin, lieber Leser,
unsere kostenlose GOLDWOCHE wurde bislang immer als PDF-Datei auf unserer Webseite hinterlegt. Da mir dieser Prozess nicht so gut gefallen hat, nun einmal eine Ausgabe direkt als Blog-Eintrag auf der Webseite.
Ich hoffe, das neue Format gefällt Ihnen und ich freue mich über Ihr Feedback.
Unsere Themen im Überblick:
- Protokoll der FED-Sitzung vom April mit gemischten Aussagen
- Nächste Zinserhöhung in den USA kommt so gut wie sicher im Juni
- Rallye bei den Renditen lässt nach
- Inflation mittlerweile bei 2,50% – Tendenz steigend
- Goldaktien versuchen Stärke aufzubauen
- Joe Foster von VAN ECK mit aktueller Einschätzung zum Goldminensektor
- Bloomberg Rohstoff-Index an einem wichtigen Widerstand
- USA veröffentlicht Liste mit 35 kritischen Rohstoffen für die heimische Wirtschaft
- Welche Auswirkungen wird Trump´s Politik über kurz oder lang für den Sektor haben?
Blicken wir zunächst einmal auf die vergangenen Handelstage an den Märkten.
Am Mittwoch wurde das Protokoll der FED-Sitzung vom April veröffentlicht.
Die Aussagen der Mitglieder waren gemischt und beinhalteten sowohl „hawkishe“ Meinungen, wie auch Meinungen, dass man eher vorsichtig vorgehen sollte.
Was so gut wie sicher erscheint, ist die nächste Leitzinsanhebung am 13.06.2018. Diese dürfte kommen und die meisten Mitglieder sehen einen nächsten Zinsschritt nach oben für zügig angemessen an.
Die FED würde ein moderates Überschießen der Inflation (Zielmarke 2%) tolerieren und es wäre sogar gewünscht:
„It was also noted that a temporary period of inflation modestly above 2 percent would be consistent with the Committee’s symmetric inflation objective and could be helpful in anchoring longer-run inflation expectations at a level consistent with that objective.“
Die Handelsfragen (Straf-Zölle, etc.) stellen ein Feld mit vielen Risiken dar, welches zu beachten gilt, so die Mitglieder.
Die Mehrzahl der Mitglieder sieht noch keine Überhitzung am Arbeitsmarkt und auch der Lohndruck ist noch moderat.
Die Risiken der hoch bewerteten Wertpapiere sollen weiterhin vorhanden sein, auch wenn sich die Märkte zuletzt abgekühlt haben.
Etwas ängstlich waren die FED-Mitglieder bezüglich der sich abflachenden Zinskurve. Eine sich abflachende Zinskurve bzw. gar eine inverse Zinsstruktur (Zinsen am kurzen Ende höher, wie am langen Ende) wäre ein Indikator für eine steigendes Risiko auf eine Rezession:
„However, several participants thought that it would be important to continue to monitor the slope of the yield curve, emphasizing the historical regularity that an inverted yield curve has indicated an increased risk of recession.“
Unsere Einschätzung:
Die Zinsanhebung im Juni scheint so gut wie sicher zu sein.
Jedoch scheint die 2%-Inflationsmarke kein in Stein gemeißelter Grund mehr für die FED zu sein, umgehend mit weiteren Zinserhöhungen zu reagieren. Klar – inoffiziell hofft die FED auf eine „Weginflationierung“ der Schulden.
Der Respekt vor der Abflachung der Zinskurve ist vorhanden und dies könnte eher darauf hindeuten, dass wir in diesem Jahr vielleicht nur noch die Zinserhöhung im Juni sehen und eine weitere.
Das FED-Watch-Tool der CME zeigte im Anschluss einen Rutsch bei der Wahrscheinlichkeit für eine vierte Zinserhöhung in 2018. Vor dem FED-Protokoll lag die Wahrscheinlichkeit bei 43,80%, aktuell “wetten” nur noch 32,90% darauf.
US-Renditen fallen wieder
Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen zog in den vergangenen Wochen deutlich nach oben und markierte Mitte Mai ein Mehrjahreshoch bei knapp 3,13%. Steigende Renditen werden allgemein als Belastungsfaktor für den Goldpreis angesehen. Entscheidend sind natürlich die Realzinsen (Renditen abzüglich der Inflation), doch das wissen Sie.
Seit Mitte Mai befinden sich die Renditen der 10-jährigen Anleihen aber wieder auf dem Rückzug. Nach dem FED-Protokoll beschleunigte sich diese Entwicklung.
Die Inflation in den USA lag im April bei 2,50% (LINK). Bei einer Rendite auf zehn Jahre von 2,93% verbleibt ein magerer Realzins von 0,43% pro Jahr beim Kauf von US-Staatsanleihen.
Durch den starken Ölpreis im laufenden Jahr sollten die Inflationsraten bis in den Juni/Juli hinein aufgrund des Basis-Effektes anziehen. Nachfolgend sehen Sie den Ölpreis, markiert die Vergleichswerte des Vorjahres:
Fazit:
Das Protokoll der vergangenen FED-Sitzung hat gemischte Signale geliefert. In den ersten Tagen nach der Veröffentlichung gingen die Renditen in allen Laufzeiten zurück und die Inflationserwartungen des Marktes zogen wieder nach oben. Dies war an den TIPS zu erkennen. Diese an die Inflation gekoppelten Anleihen (je höher die Inflationsrate, desto mehr Zinsen) wurden gekauft.
In dieser Bewegung hat der Goldpreis im Bereich von 1.280 USD zunächst einen Boden gefunden.
Am 12. Juni, also in gut zwei Wochen, werden die Inflationsdaten für den Monat Mai in den USA veröffentlicht. Der Trend sollte weiter nach oben gehen. Wichtig für den Goldsektor wäre nun, dass die Renditen nicht mehr deutlich anziehen und der Realzins im Zuge der steigenden Inflation fällt.
Goldaktien versuchen Stärke aufzubauen
Mit Goldaktien war in den vergangenen 12 Monaten nicht wirklich viel zu verdienen, zumindest nicht mit den Standard-Titeln, die im AMEX GOLD BUGS INDEX (HUI) enthalten sind.
Nach dem furiosen Comeback des Sektors von Anfang 2016 bis August 2016 (HUI +180%) hat sich Ernüchterung breitgemacht. Der HUI ist von gut 280 Punkten auf aktuell 180 Punkte gefallen und befindet sich nun seit mehr als einem Jahr in einer Seitwärtsbewegung:
Die Goldaktien (HUI) gaben im Vergleich zum Goldpreis bis Mitte März 2018 überdurchschnittlich nach. Dies sehen wir in der deutlich gefallenen HUI-GOLD-Ratio. Obwohl sich der Goldpreis relativ stabil gezeigt hat, gaben die Goldaktien einen großen Teil der Gewinne wieder ab.
Seit Mitte März zeigt sich ein zartes Pflänzchen der Erholung. Die HUI-GOLD-Ratio steigt langsam an und die jüngste Schwäche des Goldpreises konnte den Goldminen-Aktien nur noch wenig anhaben.
Dies ist in der Regel ein positives Signal für den Sektor.
Von einer “Befreiung nach oben” könnte man sprechen, sobald die Ratio nachhaltig über 0,14 steigt. Diese Marke sollte man also im Auge behalten:
Joe Foster, Portfoliomanger und Stratege bei VAN ECK beschreibt die Situation in seinem aktuellen Update wie folgt:
Reaktion auf Quartalszahlen unterstreicht mangelndes Interesse an Goldaktien
Mangels Interesse an Goldaktien im vergangenen Jahr sind diese hinter den Erwartungen zurückgeblieben, was wir in unserem März-Kommentar bereits kurz angesprochen haben. In einem Bericht im April konnte RBC Capital Markets dies auch quantifizieren. Dazu wurde die Wertentwicklung nach über oder unter den Erwartungen liegenden Ergebnissen über einen Zeitraum der letzten fünf Jahre analysiert. Während die Nachhaltigkeit von Kursgewinnen nach überraschend guten Quartalszahlen in den letzten zwei Jahren gesunken ist, war die Kursentwicklung nach schlechter als erwarteten Quartalszahlen in den vergangenen ein bis zwei Jahren länger und ausgeprägter rückläufig. Auch das tägliche Handelsvolumen bewegte sich Analysen von RBC zufolge 2018 auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie zuletzt Ende der Baisse 2015, als Gold bei USD 1.050 einen Tiefststand erreicht hatte.
Dies deutet auf mangelnde Nachfrage hin. Es fehlen die Momentum-Anleger, die mit der Marktdynamik gehen und auf die Sieger setzen, die ihre Ertragsziele übertreffen konnten, und die Value-Anleger, die in die Verlierer investieren, die die Erwartungen nicht erfüllen konnten und deshalb unterbewertet sind. Was auf den ersten Blick so negativ erscheint, bietet unseres Erachtens erfreuliche Perspektiven. Goldaktien sind unterbewertet, und die Unternehmen sind fundamental kerngesund. Ein Kursimpuls, der den Goldpreis über die kritische Hürde von USD 1.365 befördert, sollte für wieder regeres Interesse an den Goldschürfern sorgen.
Quelle: www.vaneck.com ; Marktkommentar vom 28.05.2018
Bloomberg Rohstoff-Index an einem wichtigen Widerstand
Blicken wir zum Abschluss noch etwas über den Tellerrand hinaus und werfen einen Blick auf den breiten Rohstoffsektor.
Der Bloomberg-Rohstoff-Index notiert aktuell bei knapp 91 Punkten. Diese Region ist technisch ausgesprochen wichtig. Dies sehen wir sehr schön im folgenden 5-Jahreschart:
Im Bereich von rund 90 Punkten liegt ein Widerstand, den der Index mehrfach angelaufen hat, bislang ohne Erfolg. Sollte es gelingen, diese Marke zu überwinden, wäre rein technisch gesehen eine Bewegung auf 105 Punkte im Index möglich.
Nach der EU nun auch die USA mit Liste kritischer Rohstoffe
Die EU hat seit vielen Jahren eine Liste mit für die Wirtschaft kritischen Rohstoffen zusammengestellt und veröffentlicht. Die Liste der EU wird regelmäßig überprüft und die jüngste Veröffentlichung stammt vom September 2017: Liste kritischer Rohstoffe für die EU 2017
Ziel dieser Initiative ist, die Importabhängigkeit für die einheimische Industrie zu verringern und den Zugang zu diesen elementar wichtigen Rohstoffen zu sichern.
Aus meinen eigenen Beobachtungen heraus muss ich aber feststellen, dass Papier offensichtlich sehr geduldig sein kann. Man liest und hört relativ wenig darüber, dass sich Politik und Industrie ausreichend um den Nachschub der genannten Rohstoffe kümmern.
Mit etwas mehr Nachdruck rechne ich nun in den USA. Wie wir alle tagtäglich mitbekommen, lässt der US-Präsident Trump seinen Worten auch sehr oft Taten folgen. Ob die Schritte immer so clever sind oder nicht, lassen wir einmal offen.
Am Freitag vor einer Woche haben auch die USA ihre Liste mit den 35 kritischen Rohstoffen für die heimische Wirtschaft veröffentlicht. Sie können diese Liste unter folgendem Link auf der Webseite der USGS einsehen: 35 kritische Rohstoffe für die USA
Unter anderem finden wir auf der Liste bekannte Rohstoffe wie Aluminium, Kobalt, Grafit, Mangan, Pottasche, Seltene Erden, Lithium, Wolfram und Uran.
All dies sind wichtige Rohstoffe für die US-Wirtschaft, die aber kaum in den USA selber gefördert oder hergestellt werden. Die Amerikaner sind also auf Importe angewiesen und diese hohe Importabhängigkeit soll verringert werden.
Einschätzung:
Zum einen wirken Strafzölle auf die Einfuhr von Rohstoffen in der Regel preistreibend. Wenn man z.B. nicht mehr billigen Stahl aus China importieren kann, dann muss dieser aus anderen Quellen bezogen werden. Diese höheren Kosten werden früher oder später an den Endkunden weitergegeben werden.
Das nun auch die USA eine Liste mit kritischen Rohstoffen zusammengestellt hat, verwundert nicht. Trump setzt seit seiner Wahl auf einen Protektionismus und will Arbeitsplätze in den USA halten und schaffen.
Es wird also spannend, welche Maßnahmen die USA in Sachen Rohstoffe in den nächsten Wochen und Monaten ergreifen werden.
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Nun wünsche ich Ihnen eine schöne Woche und ein gutes Händchen bei Ihren Investments.
Beste Grüße
Ihr
Hannes Huster