Wie bereits in der vergangenen Woche angekündigt, hatten wir die Möglichkeit, dem Autor von „Geheime Goldpolitik“, Herrn Dimitri Speck, einige Fragen zu seinem neuen Werk zu stellen. Nachfolgend finden Sie unser Interview mit Dimitri Speck zu unserem Buch-Tipp „Geheime Goldpolitik – Warum Zentralbanken den Goldpreis steuern“.
Hannes Huster:
Sehr geehrter Herr Speck, vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben, um mit uns über Ihr neues Buch „ Geheime Goldpolitik – Warum Zentralbanken den Goldpreis steuern“ zu sprechen. Zugegebenermaßen war ich anfangs skeptisch und dachte, dass im Markt kursierende und oft wenig fundierte Thesen aufgegriffen und anschließend weiter ausgeschmückt werden. Doch bereits in den ersten Kapiteln wurde ich eines Besseren belehrt! Mit schon fast detektivischer Kleinarbeit haben Sie in Ihrem Buch exakt die wichtigsten Punkte der Goldpreisinterventionen bestimmt und auch die verschiedenen Phasen ausgemacht. Hannes Huster: Sind Sie schon immer ein Verfechter des Goldes oder waren es die Auffälligkeiten beim Goldpreisverlauf, die Sie auf dieses spannende Thema gebracht haben?
Dimitri Speck:
Gold ist ein liquides Wertaufbewahrungs- mittel, das weder durch Inflation noch durch Schuldnerausfall wertlos werden kann. Unser heutiges Kreditgeld besitzt diese Eigenschaft nicht. Insoweit war ich „schon immer“ für Gold. Von der Existenz von Goldinterventionen bin ich aber erst seit 2001 überzeugt. Damals las ich im Internet eine statistische Analyse von Anomalien des Intradaykursverlaufs. Ich habe diese Untersuchung ausgeweitet und methodisch verbessert. So gelang mir der statistische Nachweis und die Datierung des Beginns der Interventionen auf den 5. August 1993.
Hannes Huster:
Sie haben eindeutig nachgewiesen, dass der Goldpreis über Jahre hinweg über verschiedenen Methoden gesteuert wurde. Eine Intervention über einen so langen Zeitraum ist eigentlich in keinem anderen Markt möglich. Warum beim Gold?
Dimitri Speck:
Gold ist überwiegend ein Anlagegut, kein Verbrauchsgut, es wird in großen Mengen gelagert. Die Zentralbanken haben seit Beginn der systematischen Interventionen, ein Mehrfaches des Jahresverbrauchs, insgesamt etwa 8000 Tonnen, durch Verkäufe und Verleihungen in den Markt gegeben. Damit haben sie den Preis maßgeblich bestimmt. Wenn die Zentralbanken auch Benzin in der Größenordnung von mehreren Jahresverbräuchen lagern und einen Teil davon stetig abgeben würden, wäre das Tanken ebenfalls deutlich günstiger. Hinzu kommt aber noch ein zweiter, oft kaum verstandener Aspekt. Als Anlagegut verliert Gold an Attraktivität, wenn sein Preis nicht steigt. Es wird also durch Drückungen tendenziell weniger nachgefragt. Dimitri Speck: Bei einem Verbrauchsgut ist es genau umgekehrt, wenn sein Preis fällt, wird mehr nachgefragt und verbraucht.
Hannes Huster:
Sie haben die verschiedenen Interventionsphasen der vergangenen Jahre genauestens untersucht und dabei drei unterschiedliche Phasen ermittelt. Können Sie diese unseren Lesern vielleicht kurz erläutern?
Dimitri Speck:
Am 5. August 1993 begannen die systematischen Interventionen. Auf Initiative der USA hatten einige Zentralbanken vereinbart, keinen Goldpreis über 400 USD je Unze zuzulassen. Hauptmotiv war die Dämpfung der Inflationserwartung. Auf diese Art musste die FED die Zinsen nicht anheben. Gegen Ende 1996 begann die zweite Phase. Private Häuser hatten sich von den Zentralbanken Gold zu niedrigem Zins geliehen und am Markt verkauft, um den Erlös höher rentierlich anzulegen. Sie waren dieses Gold schuldig, deshalb an einem fallenden Preis interessiert. Diesen haben sie dann auch durchgesetzt. Die dritte Phase begann am 18. Mai 2001. Das Zentralbanksystem als Ganzes hatte Gold in Höhe von mehreren Jahresproduktionen verliehen, was am Markt nicht mehr erhältlich gewesen wäre, ohne eine Preisexplosion zu verursachen. Deswegen verkauften die Zentralbanken Gold, damit es ihnen ihre Schuldner zurückgeben konnten. Da seit 2001 effektiv kein Gold mehr von Zentralbankseite auf den Markt kommt, steigt sein Preis. Die Interventionen haben nur noch die Folge, dass ein zu schneller Anstieg verhindert wird.
Hannes Huster:
Aus meiner Erfahrung heraus wird das menschliche Handeln im Groben oft von zwei Urinstinkten gelenkt. Angst und Gier! Ich denke auch bei Ihrem Phasenmodell trifft dies zu. Zunächst hatten die Notenbanker Angst, dass das Inflationsthermometer GOLD zu sehr ausschlägt und anschließend zielten die Bullionbanken aus reiner Gier auf eine Gewinnmaximierung ab und trieben das Spiel zu weit! Sind Angst und Gier im wahren Leben und an den Finanzmärkten nicht die einzigen Hintergründe für unser Handeln?
Dimitri Speck:
Da gibt es mehr, etwa die Suche nach Erkenntnis oder das Verharren im gewohnten Selbstbild. Wer weiß schon immer, was seine tatsächlichen Motive sind?
Hannes Huster: Sie sprechen auch öfter die Zinsen für die Goldleihen an. Während wir im „Panikmodus“ 2008 einen sprunghaften Anstieg gesehen haben, fallen diese nun kontinuierlich ab. Wie erklären Sie sich diese Bewegung?
Dimitri Speck:
2008 war extrem, da herrschte große Panik und auch Nachfrage nach Anlagegold. Danach haben sich die Märkte beruhigt.
Hannes Huster: Bei der Analyse der Interventionen über den Terminmarkt haben Sie ermittelt, dass es seit dem Wendepunkt im Mai 2001 eine extrem auffällige Verschiebung gibt. Sie sprechen von bis zu vier Instituten, die den Terminmarkt bestimmen. Wie lange kann eine derartige Konzentration aus Ihrer Sicht gut gehen und können Sie Namen der Institutionen nennen?
Dimitri Speck: Ich kenne die Zukunft nicht und ich bin auch kein investigativer Journalist. Das können andere besser.
Hannes Huster:
Der allgemeine Tenor im Markt ist eigentlich eindeutig. Zur Jahrtausendwende ist die Aktienblase geplatzt und 2008 die Immobilienblase. Einmal wurden die gierigen Aktionäre bestraft und einmal die Immobilienspekulanten, aber immer ging das Platzen der Blase relativ gesittet über die Bühne und die Weltwirtschaft nahm nur geringen Schaden. Haben wir nun die wichtigsten Blasen ihrer Meinung nach bereinigt oder steht uns in den nächsten Jahren das Platzen der nächsten und vielleicht viel größeren Blase bevor?
Dimitri Speck: Kreditfinanzierte Blasen bestehen aus zwei Teilen: dem zusätzlichen Kredit, der zusätzliche Käufe ermöglicht, und den Vermögenspreisen, die aufgrund des zusätzlich geschöpften Kredits gestiegen sind. Wenn nur die Vermögenspreise bereinigt werden, nicht aber die Kreditmenge, wie es Politik ist seit vielen Jahrzehnten, dann bleiben die Kredite, die für die Gläubiger ja verbriefte Forderungen sind, nachfragewirksam und können jederzeit neue Blasen kreieren – wie es seit den Achtzigern regelmäßig der Fall ist. Im Ergebnis ist das heutige Kreditniveau relativ zur Wirtschaftskraft weltweit mehr als doppelt so hoch wie in den Sechzigern. Das erhöht die Risiken, da jeder Schuldnerausfall einen vollständigen deflationären Kollaps verursachen kann. Wird dies wie 2008 durch eine anti-deflationäre Politik verhindert, droht hingegen Inflation. Ich nenne den Zustand eines deutlich erhöhten Kreditniveaus Megablase. Die Kredite generieren eine Teil-Blase im Vermögensbereich nach der anderen – und da können auch noch weitere kommen, wer weiß. Das Bereinigen einer Teilblase bei den Vermögenspreisen wie zuletzt 2008 bereinigt aber nicht die Megablase des erhöhten Kreditniveaus. Ihre Bereinigung steht noch aus und könnte viele Jahre in Anspruch nehmen.
Hannes Huster:
Vielen Dank! Wir wollen natürlich nicht zu viel verraten und die Spannung auf die möglichen Zukunftsszenarien, die Sie in Ihrem Buch ebenfalls beschreiben, nehmen. Ich möchte mich nochmal recht herzlich für Ihre Zeit bedanken! Viel mehr danke ich Ihnen aber für die geleistete Arbeit in Bezug auf Ihre Untersuchungen des Goldmarktes und auch die Tatsache, dass Sie Ihr Wissen mit der Veröffentlichung von „Geheime Goldpolitik“ mit uns teilen!
Meine Meinung zu „Geheime Goldpolitik“:
„Geheime Goldpolitik“ ist viel mehr als nur ein weiteres Buch zum „In-Thema“ Gold und Inflation. Der Autor Dimitri Speck belegt in akribischer Detektivarbeit stichfest die vorhandenen Methoden zur Goldpreisbeeinflussung, sowie die verschiedenen Phasen und Absichten hinter diesem Handeln. Jeder angeführte Punkt wird genau belegt und die festgestellten Marktanomalien sind nur durch die vom Autor beleuchteten Hintergründe zu erklären. Wenn Sie wissen möchten, warum kurzfristiges Denken und politisches Streben nach schnellen Erfolgen bereits vor Jahrzehnten die Grundlage für die heutige Misere an den weltweiten Finanzmärkten gelegt haben, dann kommen Sie um die Abhandlungen in „Geheime Goldpolitik“ nicht herum. Egal, ob Sie ein Verfechter des Goldes sind oder Gold nur als einen von vielen Rohstoffen ansehen. Die gelieferten Beweise sind eindeutig und Abseits von den viel belächelten Verschwörungstheoretikern sollte dieses Buch jedem interessierten Investor die Augen öffnen und klarer in die Zukunft blicken lassen.
Ihr
Hannes Huster
www.dergoldreport.de